Bauernbund gegen Kunstfleisch: Konzerne greifen erneut nach Macht bei Lebensmitteln

Der Bauernbund Brandenburg hat die zukünftige Bundesregierung aufgefordert, Herstellung, Einfuhr und Vermarktung von Kunstfleisch in Deutschland vorsorglich zu unterbinden und damit jeder Forschung in diese Richtung die Grundlage zu entziehen. "Nachdem die internationalen Konzerne bei der Gentechnik gescheitert sind, suchen sie mit Kunstfleisch einen neuen Weg, die Kontrolle über die weltweite Produktion von Lebensmitteln zu gewinnen", sagte Bauernbund-Vorstand Hans-Jürgen Paulsen. Man könne lange über die richtige Agrarpolitik diskutieren, so der 53jährige Landwirt aus Zollchow in der Uckermark: "Aber für Freiheit und Wohlstand unserer Gesellschaft ist es ein gravierender Unterschied, ob das wertvolle Lebensmittel Fleisch von 100.000 Bauern durch Landwirtschaft produziert wird oder von zehn Monopolen aufgrund patentierter industrieller Verfahren."

Dass das aus Stammzellen lebender Tiere gezüchtete Gewebe jemals ökonomisch konkurrenzfähig sein wird, sei zwar noch nicht absehbar, räumt Paulsen ein: "Statt wie wir in natürlichen Kreisläufen durch Bodenfruchtbarkeit und Photosynthese das pflanzliche Futter für die Tiere herzustellen und mit deren Gülle wieder die Pflanzen zu düngen, muss in den Kunstfleisch-Fabriken Nährlösung und Energie von außen zugeführt und Abfall beseitigt werden." Dennoch sei aufgrund derzeit billiger fossiler Brennstoffe durchaus eine Marktdurchdringung vorstellbar, die zahllose bäuerliche Tierhalter in den Ruin treiben würde.

Deshalb ärgere ihn vor allem, dass Veganer und Tierrechtler ohne Fachwissen auf die Werbung der Konzerne hereinfallen, betont Paulsen, der auf seinem Hof Milchkühe und Jungrinder hält: "Wer die Versprechungen von Fleischgeschmack ohne Tierleid nachplappert, macht sich zum nützlichen Idioten der großen Konzerne."