FREIE BAUERN Brandenburg warnen: Keine betrieblichen Daten an die Saatgut-Treuhand weitergeben!

Kurz vor Beginn der Getreideernte erhöht die Saatgut-Treuhand wieder den Druck auf die Landwirte ... und der Landhandel spielt mitKurz vor Beginn der Getreideernte erhöht die Saatgut-Treuhand wieder den Druck auf die Landwirte ... und der Landhandel spielt mitDie FREIEN BAUERN Brandenburg haben ihre Mitglieder vor einem Erwerb der digitalen Erntegut-Bescheinigung der Saatgut-Treuhand gewarnt. „Momentan plustert sich Agravis auf, der Konzern würde nur entsprechend deklariertes Getreide abnehmen, Topagrar titelt sogar, Getreide ohne Bescheinigung könnte bald vernichtet werden“, wundert sich FREIE-BAUERN-Vorstand Ulf Simon: „Ich kann den Berufskollegen nur raten, ruhig zu bleiben. Erstens wächst auf unseren Feldern ein wertvoller Agrarrohstoff heran und zweitens hat nicht nur Agravis Interesse daran.“ Keinesfalls werde er sich von einem Getreideaufkäufer dazu verpflichten lassen, gegenüber dem privatwirtschaftlichen Inkassounternehmen der Saatgut-Multis sensible betriebliche Daten preiszugeben, kündigt der 55jährige Ackerbauer aus Michaelisbruch in der Ostprignitz an: „Nachdem die Treuhand-Spitzel schon im vergangenen Jahr mit der Einführung ihrer digitalen Datenkrake am Widerwillen der Landwirtschaft gescheitert sind, soll jetzt offenbar mithilfe von Agravis eine zusätzliche Drohkulisse aufgebaut werden. Lassen wir sie nochmal scheitern.“

Hintergrund: Der Nachbau – die Verwendung von Getreide aus der letzten Ernte für die nächste Aussaat – war jahrhundertelang frei. Seit einer Änderung des Sortenschutzrechts vor dreißig Jahren versucht ein Kartell der Pflanzenzucht-Konzerne über sein Inkassounternehmen Saatgut-Treuhand gegenüber der Landwirtschaft, Gebühren auf den Nachbau zu erheben. Für die praktische Umsetzung braucht die Treuhand allerdings betriebliche Daten und ist auf die Mitwirkung der Landwirte angewiesen – die wiederum selber kein Interesse daran haben, für ihre Geschäftspartner im Bereich Saatgut gläsern zu werden. Um genau diese Auskunftspflichten tobt seit Jahrzehnten ein erbitterter Kampf, der mit der Instrumentalisierung des Landhandels nunmehr in eine neue Phase tritt.

An der digitalen Erntegut-Bescheinigung stört die FREIEN BAUERN vor allem, dass der Landwirt ohne rechtliche Notwendigkeit der Saatgut-Treuhand seine kompletten Einkaufsbelege sowie sein vollständiges Anbauverzeichnis zur Verfügung stellen muss. „Agravis ist in Brandenburg flächendeckend vertreten und hat als Landhändler und auch mit seiner Technik-Sparte einen guten Ruf zu verlieren“, meint Simon: „Wenn sich das Unternehmen jetzt so vor der Karren der Pflanzenzucht-Konzerne spannen lässt, ist das seinem Image sicher nicht förderlich.“