Bauernbund und Landesbauernverband Brandenburg haben gestern Nacht erstmals gemeinsam Wolfswachen im ganzen Land veranstaltet, um auf die Bedrohung der naturnahen Weidetierhaltung durch das Raubtier hinzuweisen. Rund 800 Bauern, Jäger, Forstwirte und Landbewohner versammelten sich an neun Feuern, die neben Schaf- und Kuhweiden angezündet wurden. Auf der Wolfswache in Krielow bei Werder dankte Bauernbund-Präsident Marco Hintze der direkt von der Agrarministerkonferenz aus Hannover angereisten Staatssekretärin Carolin Schilde, dass Brandenburg in dem Gremium einen Antrag durchgesetzt hat, den strengen Schutz des Wolf zu überprüfen: „Das ist der richtige Weg, aber bis zur Änderung des EU-Rechts vergehen Jahre. Wir brauchen Sofortmaßnahmen am Weidezaun. Problemwölfe, die unsere Schafe und Kälber reissen, müssen sofort geschossen werden.“ Der Bauernbund und die anderen im Forum Natur organisierten Landnutzerverände werden sich daher konstruktiv in die Debatte um die Fortschreibung des Brandenburgischen Wolfsmanagementsplanes einbringen.
Nachfolgend die Redebeiträge beider Präsidenten auf den Wolfswachen:
Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes: „In der Situation ständig steigender Übergriffe auf Weidetiere durch den Wolf rückt der Berufsstand zusammen. Das zeigt sich in der Zusammenarbeit von Landesbauernverband und Bauernbund, keine Selbstverständlichkeit. Jäger, Fischer, Forstwirte, Dorfbewohner solidarisieren sich mit uns Weidetierhaltern. Wir versammeln uns im ganzen Land zu Wolfswachen: Ein Zeichen, dass wir unsere friedlichen Tiere gegen den Räuber verteidigen wollen. Aber auch ein Zeichen der Ohnmacht, denn mit einem Feuer werden wir unsere Tiere nicht dauerhaft schützen können, genauso wenig wie mit Zäunen, Hunden oder Eseln. Wenn der Wolf sich weiter ungehindert ausbreiten darf, wird die naturnahe und artgerechte Weidetierhaltung untergehen. Und deshalb mahnen unsere Feuer die Landesregierung: Handeln Sie endlich, damit die Weidetierhaltung in Brandenburg eine Zukunft hat!“
Marco Hintze; Präsident des Bauernbundes Brandenburg: „In Brandenburg steht die Überarbeitung des Wolfsmanagementplanes an. Hier kann die Landesregierung unmittelbar handeln. Wir brauchen eine Wolfsverordnung, die eindeutig regelt, was ein Problemwolf ist und wie er entnommen wird. Ist ein Wolf erst ein Problemwolf, wenn er durch die Vorgärten einer Stadt streift, oder ist er auch ein Problemwolf, wenn er unsere Schafe und Kälber tötet? Muss die Untere Naturschutzbehörde erst eine Fachgutachten in Auftrag geben oder darf der Jäger schießen, wenn er ihn am Weidezaun sieht? Auf diese Fragen wollen wir eine Antwort, mit der wir leben können. Wir haben 200 Jahre ohne den Wolf gelebt, und er hat uns nicht gefehlt in dieser Zeit. Wir haben 2000 Jahre mit dem Wolf gelebt, aber es hat niemals – niemals – eine Situation gegeben, in der wir unsere Tiere nicht verteidigen durften. Die Situation heute ist hochgradig absurd. So kann es nicht weitergehen, deshalb appellieren wir an die Politik, unverzüglich zu handeln.“