Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe im Land, hat seine Unterstütztung für die heute von EU-Agrarkommissar Phil Hogan vorgestellte Kappung der Agrarsubventionen bekräftigt. "Die Obergrenze von 100.000 Euro pro Betrieb ist sinnvoll, für einen lebendigen ländlichen Raum brauchen wir viele Bauernhöfe und nicht wenige Agrarkonzerne", sagte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land in einer ersten Reaktion. Unverständlich sei jedoch, dass nach Hogans Konzept überregionale Investoren nach wie vor Subventionen erhalten sollen und dass mit der Anrechnung der Arbeitslöhne auf die Obergrenze einer massiven Manipulation Tür und Tor geöffnet werde.
Um die ostdeutschen Bauern vor dem Ausverkauf an Investoren zu schützen, hatte der Bauernbund vorgeschlagen, ergänzend zur Kappung Betriebsteilungen zu ermöglichen, die Subventionen aber nur dann auszuzahlen, wenn die Betriebsinhaber ortsansässige Landwirte und nicht an weiteren Betrieben beteiligt sind. Kiesel: "Das wäre eine einfache, flexible Regelung, die den besonderen Strukturen in den neuen Bundesländern Rechnung trägt."
Für völlig falsch hält der 47jährige Landwirt den Ansatz, nachgewiesene Arbeitslöhne nicht zu kappen: "Das würde unsere Familienbetriebe benachteiligen, wo die Frau nach Feierabend das Büro führt, der Altenteiler unentgeltlich nach den Tieren schaut und kaputte Landtechnik in die örtliche Werkstatt gegeben wird". Große Agrargesellschaften dagegen würden eigene Bürokräfte und Techniker beschäftigen und könnten beliebig an den Gehältern des Managements drehen, gibt Kiesel zu bedenken.
Auch im Hinblick auf die von Hogan geplante Verlagerung von Mitteln aus der ersten in die zweite Säule meldet der Bauernbund Reformbedarf am Reformvorschlag an: Die Diskussion um die GAP ab 2020 ist eröffnet.