Nachdem Wölfe am Elbdeich bei Lenzen zwei Schafe gerissen haben, obwohl diese durch Herdenschutzhunde bewacht wurden, hat der Bauernbund Brandenburg die Landesregierung aufgefordert, alle Herdenschutzprogramme zu stoppen und statt dessen die Schutzjagd auf Wölfe nach dem skandinavischen Modell zuzulassen. "Wir halten immer schärfere Hunde und bauen immer höhere Zäune, aber das interessiert doch den Wolf nicht, wenn er Hunger hat", argumentiert der Wolfsbeauftragte des Bauernbundes Frank Michelchen, Biobauer aus Leibsch im Spreewald, der selber bereits zwei Kälber an das Raubtier verloren hat: "Wir müssen uns endlich eingestehen, dass der einzige funktionierende Herdenschutz weniger Wölfe sind."
Die in der vergangenen Nacht gerissenen Schafe gehörten zur etwa 300köpfigen Herde von Marc Mennle, der die Deiche im Biosphärenreservat beweidet. Sie standen hinter einem vorschriftsmäßigen Zaun aus 90 Zentimeter hohen Elektronetzen, gemeinsam mit drei zertifizierten, vom Land geförderten Herdenschutzhunden. Diese so genannten Pyrenäenberghunde hatte sich der Schäfermeister angeschafft, nachdem ihm Wölfe vor zwei Jahren bei Birkholz 23 Schafe gerissen hatten. Jetzt haben sie die Wölfe nicht vor einem erneuten Übergriff abhalten können, stellt Mennle fest: "Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Man ist der Bestie wehrlos ausgeliefert."
Für den Bauernbund gehört das gesamte System auf den Prüfstand. "Ein Haufen schlaue Leute verdient inzwischen viel Geld mit Management und Monitoring, Gutachten und Entschädigung, Beratung und Herdenschutz, nur für uns Bauern wird es von Jahr zu Jahr schlimmer", beklagt Michelchen die Entwicklung: "Am Ende hören immer mehr Weidetierhalter auf und die natürlichste Form der Tierproduktion stirbt aus". Der Bauernbund fordert seit Jahren, dass der Wolf überall dort gejagt werden muss, wo Menschen und Weidetiere sind, und hat dafür eine Kampagne gestartet: www.wolfsfreiezone.de.