Neun brandenburgische Städte und Gemeinden haben sich in den vergangenen Monaten zur "Wolfsfreien Zone" erklärt, bei weiteren 18 Kommunen steht ein gleichlautender Antrag nach der Sommerpause auf der Tagesordnung. Reinhard Jung, Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, kündigte heute auf einer Pressekonferenz in Potsdam an, damit solle ein Zeichen gesetzt werden, dass sich die Landbevölkerung die von der Landesregierung betriebene Ausbreitung der Wölfe nicht mehr gefallen lässt: "Das Raubtier zerstört die Existenz der Weidetierhalter, es schädigt die Jäger und es schreckt alle, die einfach nur mit ihrem Hund spazieren gehen, ausreiten, Pilze sammeln oder Holz machen wollen. Das Leben auf dem Lande wird schlechter, auch wenn uns die Wolfsexperten das Gegenteil erzählen. Gegen diese Bevormundung wehren wir uns."
"Letzte Woche haben Wölfe bei uns trotz Herdenschutzhunden Schafe gerissen. Im Juli haben sie bei Bad Wilsnack einen zwei Meter hohen Zaun übersprungen und Damwild getötet. Es gibt keinen wirksamen Schutz außer Schießen" ist Christian Steinkopf, Bürgermeister von Lenzen, überzeugt. Die Stadtverordnetenversammlung der Prignitzer Kleinstadt hatte im April als erste Kommune die Forderung beschlossen, "ihr Gebiet im Wolfsmanagementplan als nicht für eine Besiedlung durch den Wolf geeignete Zone auszuweisen, da überwiegende öffentliche Interessen dem entgegen stehen". Mit dabei sind inzwischen auch die Gemeinden Plattenburg und Breddin in der Prignitz, die Stadt Gransee und die Gemeinden Sonnenberg, Großwoltersdorf, Schönermark und Stechlin in Oberhavel sowie die Gemeinde Buckautal in Potsdam-Mittelmark.
"Wir laden alle Städte und Gemeinden Brandenburgs ein, sich zur Wolfsfreien Zone zu erklären", sagte Mario Borchert, Gemeindevertreter aus Breddin, der für den Bauernbund die Aktion koordiniert. In dem Beschlusstext wird die Landesregierung aufgefordert, Schutzjagden auf den Wolf nach schwedischem Vorbild zuzulassen sowie den Bauern die Verteidigung ihrer Weidetiere zu erlauben. Außerdem sollen in Naturreservaten, Truppenübungsplätzen und Bergbaukippen Schutzgebiete eingerichtet werden, in die der Wolf sich zurückziehen kann. "Es geht uns nicht um eine erneute Ausrottung", stellt Borchert klar: "Wir wehren uns nur gegen die flächendeckende Ausbreitung. Wo Menschen leben und Nutztiere weiden, muss der Wolf bejagt werden."
Unterstützung erhielt die Initiative heute von Teilen der brandenburgischen Landespolitik: Auf der Pressekonferenz erklärten Dieter Dombrowski, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, und der FDP-Landesvorsitzende Axel Graf Bülow, dass sie über die kommunalpolitischen Dienste ihrer Parteien den Antrag verbreiten werden. Die Landesregierung dürfe die Bürger im ländlichen Raum nicht länger mit dem Wolfsproblem allein lassen, so Dombrowski und Bülow.