Der Bauernbund Brandenburg hat in der Diskussion um mehr Artenvielfalt die Einführung eines privaten Naturschutzes vorgeschlagen. "Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen dafür, dass jeder Flächeneigentümer aus privater Initiative Biotope anlegen, Bäume pflanzen oder Dauergrünland schaffen darf, ohne dass diese dem Verschlechterungsverbot des Naturschutzrechts unterliegen", sagte Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land: "Damit könnten wir die Lebensräume bedrohter Arten vervielfachen, und zwar ohne aufwändige staatliche Programme."
Bislang müsse er für Baumfällungen ab einem Stammumfang von 60 Zentimetern eine Genehmigung bei der unteren Naturschutzbehörde beantragen, bemängelt Kiesel, der auf seinem Hof trotzdem zahlreiche Bäume und Hecken gepflanzt hat: "Da überlegt sich manch einer schon, ob er einen Baum so groß werden lässt." Auch die Anlage von artenreichem Dauergrünland etwa auf hofnahen Ackerflächen werde vielfach unterlassen, weil die Fläche nach fünf Jahren nicht mehr umgebrochen werden dürfe. "Der Naturschutz steht sich selbst im Weg" kritisiert Kiesel die gängige Praxis von Vorschriften und Verboten, die Landwirte derzeit noch von freiwilligen Maßnahmen zugunsten der Artenvielfalt abschrecken.
Konkret hält der Bauernbund eine Änderung des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes für notwendig, nach der Flächeneigentümer zusätzliche Privatbiotope, Privatbäume sowie Privatgrünland anzeigen können und damit automatisch von dem Reglement des gesetzlichen Naturschutzes befreit sind. "Die Masse der Maßnahmen wird Bestand haben", ist sich Kiesel sicher: "Ich pflanze eine Hecke doch nicht, um sie bald wieder zu roden." Den Bauern gehe es hierbei auch nicht darum, bestehenden Naturschutz in Frage zu stellen, so der 48jährige Landwirt: "Wir wollen nicht weniger, sondern mehr Biotope in unserer Agrarlandschaft, aber bitte ohne staatliche Bevormundung."