Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat sich in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt mit der Bitte, sich für eine ökologisch wirksame und ökonomisch angemessene Düngeverordnung einzusetzen. "Weder die Düngeverordnung 2017 noch die geplanten Verschärfungen lösen das Problem", sagte Bauernbund-Präsident Marco Hintze, der in Krielow im Havelland Ackerbau und Mutterkuhhaltung betreibt: "Das ist wie wenn man wegen einer Handvoll Raser überall Tempo 30 vorschreibt, statt an den Unfallschwerpunkten Blitzer aufzustellen." Die EU-Nitratrichtlinie schreibe die flächendeckende Gültigkeit von Düngeregeln keineswegs vor, argumentiert der 47jährige Landwirt und plädiert daher für eine Differenzierung nach Betrieben und Regionen.
Konkret schlägt der Bauernbund eine Verzehnfachung der Grundwassermessstellen und ein einheitliches Verfahren zur Probeentnahme vor, um realistische Erkenntnisse über den Zustand des Grundwassers zu gewinnen. Parallel sollen besonders intensive Betriebe mit Tierhaltung oder Biogas über die 2017 eingeführte Stoffstrombilanz den Verbleib ihrer Nährstoffe nachweisen. "Der Rest ist Verwaltungsvollzug, das heißt Risikobetriebe und Problemregionen müssen kontrolliert und wenn nötig in der Düngung konsequent eingeschränkt werden", fordert Hintze. Die weitaus mehr als 90 Prozent der Bauern hingegen, für die es "keinen nachvollziehbaren Anreiz gibt, Nährstoffe anders zu platzieren als direkt an der Nutzpflanze", sollten nach Auffassung des Bauernbundes wieder nach den Düngeregeln von 2006 wirtschaften dürfen.
Dass bei der Diskussion um die Düngeverordnung Fachrecht politisch missbraucht und der Berufsstand pauschal verunglimpft wird, empfindet Hintze als "zutiefst unredlich" und begründet damit seine Intervention bei Merkel: "Wenn Politik und Wirklichkeit allzuweit auseinanderklaffen, ist das über die angesprochenen Themen hinaus nicht gut für unser Land und seine demokratische Kultur. Hier ist Ihre Autorität als Bundeskanzlerin gefragt."