Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat in der agrarpolitischen Debatte vor einer "dumpfen Fortschrittsgläubigkeit" gewarnt. Anlässlich des vom Bundeslandwirtschaftsministerium morgen veranstalteten Diskussionsforums über die neuen genomtechnischen Verfahren erklärte Bauernbund-Vorstand Hans-Jürgen Paulsen, Milchviehhalter aus Zollchow in der Uckermark: "Kein Mensch braucht 5G oder CrisprCas. Wenn wir die Bevölkerung auch in Zukunft aus eigener Produktion versorgen wollen, brauchen wir vor allem viele tüchtige Bauern." Statt sich der Industrie an den Hals zu schmeißen, täte die Bundeslandwirtschaftsministerin gut daran, den bäuerlichen Berufsstand gegen zunehmende Anfeindungen praxisferner Ideologen zu verteidigen.
Verwundert zeigte sich Paulsen darüber, dass das Ministerium den Bauernbund nicht eingeladen hat und zum Teilnehmerkreis, angeblich aus Datenschutzgründen, keine Auskünfte gibt: "Als diejenige Agrarorganisation, die vor zehn Jahren maßgeblich zum Scheitern der Gentechnik in Brandenburg beigetragen hat, wären wir vielleicht kein ganz uninteressanter Gesprächspartner." Wenn aber auf der Veranstaltung ohnehin nur ausgesuchte Lobbyisten zu Wort kommen sollen, könne man sich die Diskussion auch sparen, meint der 53jährige Landwirt.
Mit Sorge beobachtet der Bauernbund, dass die Bundesregierung in der agrarpolitischen Debatte den Eindruck erweckt, als ließen sich mit Digitalisierung oder Genomtechnik angebliche Umweltprobleme in den Griff bekommen. Paulsen: "Wir Bauern wirtschaften aus Prinzip umweltgerecht, weil wir der nächsten Generation gesunde Betriebe hinterlassen wollen. Welchen Fortschritt wir auf unseren Höfen einführen, entscheiden wir gerne selbst und benötigen dafür keine politische Nachhilfe."