Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat die Einigung zwischen der EU und der südamerikanischen Mercosur-Gruppe auf ein Freihandelsabkommen als "Verrat an den deutschen Bauern" bezeichnet und alle Bundestagsabgeordneten aufgefordert, dem Vertrag die Ratifizierung zu verweigern. "Wer immer höhere Anforderungen an die landwirtschaftliche Produktion hierzulande stellt und gleichzeitig massenweise billigen Dreck aus Übersee reinlässt, hat jede politische Glaubwürdigkeit verloren", kritisierte Bauernbund-Vorstand Lutz Wercham, Ackerbauer aus Wilhelmsaue im Oderland: "Die Große Koalition ist inhaltlich am Ende, schlimmer geht nicht mehr, aus Sicht des Berufsstandes erscheinen Neuwahlen inzwischen das kleinere Übel."
Anerkennung zollte Wercham den Grünen, die als einzige Partei sofort deutlich ihre Ablehnung zu dem Abkommen zum Ausdruck gebracht haben. Dass deren handelspolitische Sprecherin Katharina Dröge in ihrer Begründung ausschließlich den Regenwald und die ausgebeuteten südamerikanischen Landarbeiter anführe, sei zwar typisch für das seltsam fremde Verhältnis der Grünen zur heimischen Landwirtschaft, bedauerte Wercham: "Wenn im Ergebnis unsere nachhaltig wirtschaftenden Bauernhöfe vor unfairem Wettbewerb geschützt werden, kommen wir trotzdem zusammen."
Der Bauernbund lehne Freihandel nicht grundsätzlich ab, betonte Wercham. Agrarprodukte, die wir auch selber erzeugen können, wie Weizen, Zucker oder Rindfleisch, dürften aber nur eingeführt werden, wenn sie in den Herkunftsländern zu denselben hohen ökologischen und sozialen Standards produziert werden wie in Deutschland, so der 32jährige Landwirt: "Davon sind die Agrarfabriken am Rio de la Plata meilenweit entfernt."