Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat die Bundesregierung zu einem Kurswechsel bei der Novelle der Düngeverordnung aufgefordert. "Statt unsere nachhaltig wirtschaftenden Bauernhöfe mit immer neuen Auflagen zu konfrontieren, sollte das Gespann Klöckner-Schulze endlich eigenes Versagen zugeben und beim Europäischen Gerichtshof eine Neuauflage des Verfahrens beantragen", sagte Bauernbund-Vorstand Lutz Wercham, Landwirt aus Wilhelmsaue im Oderbruch: "Wenn wir ein realistisches Bild über den Zustand unseres Grundwassers nach Brüssel melden wollen, brauchen wir mindestens eine Verzehnfachung der Meßstellen, verteilt über das ganze Land, und eine Untersuchung der Proben auf den Verursacher."
Das Grundwasser in Deutschland sei längst nicht so schlecht wie die wenigen, vom Umweltbundesamt gezielt an belasteten Standorten gezogenen Proben nahelegen, schätzt Wercham. Außerdem sei es heute mithilfe moderner Umweltanalytik möglich, über Begleitstoffe die Quelle von Belastungen relativ sicher zu identifizieren, so der 33jährige Ackerbauer: "Die pauschale Aussage, für diffuse Nährstoffeinträge sei stets die Landwirtschaft verantwortlich, ist jedenfalls hochgradig unseriös und führt im Zweifelsfall dazu, dass reale Gefährdungen ausgeblendet und Probleme nicht gelöst werden."
Der Bauernbund plädiert deshalb dafür, insbesondere Klärwerke und Kanalisation unter die Lupe zu nehmen. Wercham: "Rund 30 Prozent der Kanäle in Deutschland sind älter als fünfzig Jahre, rund 20 Prozent weisen mittlere bis schwere Mängel auf und rund 60 Prozent sind für Mischwasser ausgelegt, das heißt sie führen Abwasser und Regenwasser zusammen, so dass bei Starkniederschlägen die Kläranlagen überlastet sind und Fäkalien direkt in die Gewässer abgegeben werden müssen." Da Menschen in etwa dasselbe Verdauungsvolumen wie Schweine haben, könne dies in Intensivregionen wie Berlin durchaus zu punktuellen Belastungen führen.