Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat im Vorfeld der weltgrößten Landtechnikmesse Agritechnica Zweifel an der Ausrichtung der Branche angemeldet. „Deutschland ist Weltmarktführer in innovativer Hochtechnologie, aber wir sind Schlusslicht beim Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel. In Hannover würden Neuentwicklungen gefeiert, durch die Landtechnik immer komplizierter und damit teurer und anfälliger werde, so der 48jährige Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land. Dabei gebe es einen „riesigen Markt für preiswerte robuste Technik, die funktioniert.“
Niemand wolle mehr auf Parallelfahrsysteme, Teilbreitenabschaltung oder Klimaanlage verzichten, aber der normale Landwirt brauche kein „Raumschiff auf Rädern“, kritisiert Kiesel und sieht auch die Politik in der Pflicht. Durch überhöhte Anforderungen an Abgasqualität und Verkehrssicherheit, die nirgendwo sonst auf der Welt gelten, würde der Marktzugang für preiswerte Alternativen erschwert. Die von der Branche gegenwärtig beklagte Kaufzurückhaltung sieht der brandenburgische Landwirt vor allem im Missverhältnis von landwirtschaftlichen Erlösen und landtechnischen Preissteigerungen begründet: „Es ist unglaublich, was wir für das bisschen Blech inzwischen blechen müssen.“
Angesichts gesellschaftlicher Hetze gegen die Landwirtschaft warnt der Bauernbund davor, mit der Digitalisierung unter dem Vorwand von ökologischer Transparenz eine immer stärkere staatliche Kontrolle der Bauernhöfe zu ermöglichen. „Auf meinem Betrieb setze ich deshalb auf autonome digitale Anwendungen, die nicht miteinander vernetzt sind und im Zweifelsfall auch mechanisch funktionieren, stellt Kiesel klar: „Ein Traktor muss dumm und stark sein, intelligent sind wir selber.“