Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat an die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser appelliert, die vom Veterinäramt Aachen angeordnete Massentötung von mit Rinderherpes infizierten, aber gesunden Rindern auf zwei Milchviehbetrieben der Region auszusetzen und den Weg für eine vernünftige Lösung zu ebnen. „Die Krankheit ist nicht ausgebrochen, sie ist ungefährlich für Menschen und sie wird im unmittelbar benachbarten Belgien überhaupt nicht bekämpft“, argumentiert Bauernbund-Vorstand Hans-Jürgen Paulsen, selber Milchviehhalter in Zollchow in der Uckermark, und schlägt als Kompromiss eine fünfjährige Quarantäne vor.
Das Konzept des Bauernbundes sieht unter anderem vor, dass betroffene Betriebe die Erlaubnis für eine Schutzimpfung bekommen, dass sie in dieser Zeit kein Zucht- oder Nutzvieh vermarkten dürfen, dass sie ihre Tiere entweder durch Stallhaltung oder bei Weidehaltung mit einem doppelten Zaunsystem absichern müssen und dass sie mit regelmäßigen Blutproben die Entwicklung des Infektionsgeschehens gegenüber dem Veterinäramt dokumentieren. Paulsen: „Dieser Weg ist vereinbar mit der gegenwärtigen Rechtslage und würde den Familien Meurer und Giesen die Möglichkeit eröffnen, ihre Milchviehherden durch unbelastete Nachzucht und gezielte Zukäufe über einen längeren Zeitraum aus eigener Kraft zu sanieren.“
Die vom Veterinäramt geplante Vernichtung aller Tiere einschließlich der tragenden Kühe und kleinen Kälber hält Paulsen hingegen für existenzbedrohend, unverhältnismäßig und ethisch nicht vertretbar: „Mit unserem Konzept haben wir aufgezeigt, dass es mildere Mittel gibt, um eine Ausbreitung der Infektion auf weitere Rinderbestände zu verhindern.“ Der Bauernbund wünscht sich von der Ministerin, dass bestehende Ermessensspielräume im Sinne einer bäuerlichen, gesellschaftlich akzeptierten Tierhaltung in der Region genutzt werden.