Der Bauernbund Brandenburg hat Angela Merkel empfohlen, beim heutigen Agrargipfel im Kanzleramt nicht auf die Vertreter der „grünen Branche“ oder einer „modernen Landwirtschaft“ zu hören, sondern auf den bäuerlichen Berufsstand. Viele der eingeladenen Verbände würden finanziert von Agrarkonzernen und Unternehmen der vor- und nachgelagerten Industrie, die andere Interessen verfolgten als die 250.000 deutschen Bauern, sagte Bauernbund-Präsident Marco Hintze, Ackerbauer und Rindermäster aus Krielow im Havelland: „Es gibt nicht die Landwirtschaft, aber es gibt sehr, sehr viele Landwirte, die ihren eigenen Hof mit eigener Hände Arbeit bewirtschaften – und das sind wir Bauern.“
Die Großdemonstrationen der vergangenen Wochen hätten deutlich gezeigt, dass die Kluft zwischen Bauern und Gesellschaft gar nicht so groß sei, wie sie von interessierten Kreisen immer dargestellt werde, so Hintze: „Ich habe am Straßenrand fast nur Menschen gesehen, die uns beklatscht oder den Daumen hoch gehalten haben“. Er habe den Eindruck, dass sich die große Mehrheit durchaus der Notwendigkeit landwirtschaftlicher Arbeit bewusst sei, meint der 47jährige Landwirt: „Aber wir müssen wieder mehr Vertrauen schaffen, dass dies in Einklang mit der Natur geschieht. Wir Bauern wirtschaften ökonomisch erfolgreich, weil die Höfe uns gehören, und wir wirtschaften ökologisch nachhaltig, weil die nächste Generation schon in den Gummistiefeln steht.“ Der Schlüssel zur Überwindung gesellschaftlicher Vorbehalte gegen die Landwirtschaft ist deshalb nach Ansicht des Bauernbundes eine klare Ausrichtung der Agrarpolitik auf bäuerliche Familienbetriebe als einzig sinnvolle Agrarstruktur.
„Hätte das Kanzleramt ein Gespür für das gehabt, was im Berufsstand gerade vor sich geht, hätte es uns eingeladen“ ist sich Hintze sicher. Allerdings habe der Dialog gerade erst begonnen, der Bauernbund werde sich daran 2020 deutschlandweit beteiligen.