Der Bauernbund Brandenburg hat sich grundsätzlich gegen die von der Borchert-Kommission vorgeschlagene Verbrauchssteuer auf tierische Lebensmittel ausgesprochen. „Wieder will die Bundesregierung nur Geld ausschütten, wieder werden Bürokraten Fördermittel verwalten, wieder werden Agrarkonzerne profitieren und unsere bäuerlichen Familienbetriebe haben das Nachsehen“, warnte Bauernbund-Vorstand Hans-Jürgen Paulsen. Die vom Landesbauernverband und einigen Bioverbänden bereits geäußerte Zustimmung zur Tierwohl-Steuer kann sich der 55jährige Milchviehhalter aus Zollchow in der Uckermark nur dadurch erklären, „dass diese Organisationen nicht allein Bauern vertreten, sondern traditionell eng mit den Unternehmen der Nahrungsmittelbranche verbunden sind.“
„Tierwohl entsteht nicht am Schreibtisch, sondern im Stall“, ist Paulsen überzeugt, der biologisch wirtschaftet: „Die beste Tierhaltung haben wir regelmäßig dort, wo sich die Bauernfamilie selbst um ihre Tiere kümmert, also in den kleinen und mittleren Betrieben.“ Um diese in Deutschland noch weit überwiegende tierfreundliche Agrarstruktur zu fördern bräuchte man keine neuen Steuern einzutreiben, sondern nur die Agrarsubventionen anders zu verteilen, argumentiert der Bauernbund. Paulsen: „Statt der Massentierhaltung mit Hightech-Investitionen ein Tierwohl-Mäntelchen umzuhängen, sollte die Politik die heimische Landwirtschaft stärken – durch eine klare Absage an die Einfuhr ausländischer Billigprodukte und durch konsequente Anwendung des Kartellrechts gegen die Handelsketten.“
Mit ihrem Vorgänger Jochen Borchert als Vorsitzenden der Kommission habe Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner überdies den „Bock zum Gärtner“ gemacht, merkt Paulsen an: „Borchert hat nach der Wiedervereinigung massiv die LPG-Nachfolger unterstützt und bäuerliche Familienbetriebe ausgebremst und ist damit verantwortlich für den derzeitigen Ausverkauf landwirtschaftlicher Flächen an das Großkapital.“