Der Bauernbund Brandenburg, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, hat die gestern bekannt gewordene Übernahme der Agrargenossenschaft Sanne-Kerkuhn in Sachsen-Anhalt durch die Volksbank als „Warnsignal für die Agrarpolitik“ bezeichnet. „Wenn nach Industriellen, Immobilienhaien und Aldi-Stiftung jetzt auch noch das Finanzkapital ganz offen in die Landwirtschaft einsteigt, sollte der letzte Politiker begreifen, dass die EU-Fördermittel nicht mehr einfach so pro Hektar ausgereicht werden dürfen“, sagte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land: „Wir brauchen eine Kappung der Agrarsubventionen und eine Koppelung daran, dass sich die Betriebe im Eigentum von ortsansässigen Landwirten befinden.“
Neben den Beteuerungen des Kreditinstituts, eigentlich nur das Beste für die Region zu wollen, sei an der Übernahme in Sanne-Kerkuhn besonders pikant, dass die DZ-Bank als Muttergesellschaft der regionalen Volksbanken erst vor einer Woche in einer Studie vorhergesagt hat, die bäuerliche Landwirtschaft werde in den nächsten zwanzig Jahren durch industrielle Agrarbetriebe abgelöst, hundertausende Bauern würden aufgeben. Dabei habe die Bank ihre „Rechnung ohne den Wirt gemacht“, kontert Kiesel: „Dass Banken in der Landwirtschaft Geld anlegen können, ist unbestritten. Aber dass sie mit Landwirtschaft Geld verdienen können, und das besser als wir, ist bisher Wunschdenken verwöhnter Manager.“
Bei den gegenwärtigen agrarpolitischen Auseinandersetzungen um Agrarsubventionen, Freihandelsabkommen, Dünge-Auflagen, Pflanzenschutz-Verbote und Tierwohl-Anforderungen gehe es immer auch darum, ob der Staat die Landwirte stärkt oder schwächt, so der Bauernbund. Kiesel: „Das Kapital will an unser Land. Aber freiwillig werden wir das Feld nicht räumen!“