"Ein drohender Tagebau zerstört jede Dorfgemeinschaft, je früher man das einsieht und sich mit den Gleichgesinnten zusammenschließt, desto besser" – diese These vertrat Thilo Kraneis aus Pödelwitz in Sachsen, das 2027 einem Braunkohle-Tagebau der MIBRAG weichen soll. Schon die erste Ankündigung verändere die Lebensperspektiven und das Zusammenleben grundlegend, argumentierte der 47jährige Schlossermeister, der mit achzehn anderen Dorfbewohnern vereinbart hat, sich konsequent der Umsiedlung zu widersetzen und in Pödelwitz zu bleiben: "Wir haben uns dieses Schicksal nicht ausgesucht, aber wir nehmen es an. Mit unserem Widerstand können wir viel zum Erfolg der Energiewende beitragen."
Kraneis sprach vor etwa 500 Menschen beim Dorffest für Heimat und Zukunft im brandenburgischen Atterwasch, das ebenfalls durch Tagebaupläne bedroht ist. Auf der Veranstaltung, die von Kirchengemeinde, Feuerwehr und Landwirtschaftsbetrieben organisiert wurde, berichteten weitere Tagebau-Betroffene von ihrer Vorgehensweise: Die Landwirtin Petra Rösch aus Proschim (Lausitz) verhandelt grundsätzlich nicht mit Vattenfall und der Polizist Stephan Pütz aus Immerath (Rheinland) steht mit seiner Klage gegen den Tagebau der RWE Power inzwischen vor dem Bundesverfassungsgericht. Bei der bevorstehenden Entscheidung geht es darum, ob sich aus dem Grundgesetz ein Recht auf Heimat ableiten lässt.
Klare Vorstellungen zur Energiewende vertrat in seiner Rede der Präsident des Bauernbundes Brandenburg, Karsten Jennerjahn: "Wir brauchen flexible Reservekraftwerke auf Gasbasis, die die Schwankungen von Wind und Sonne ausgleichen. Und in dem Maße, wie eine verlässliche Einspeisung aus überwiegend erneuerbaren Energien wächst, muss die Braunkohleverstromung zurückgefahren werden." Veranstalter des Dorffestes war das Bündnis Heimat und Zukunft, in dem sich Politiker aller Parteien und Vertreter von Wirtschafts- und Umweltverbänden sowie der Kirche zusammengeschlossen haben, um die Energiewende in Brandenburg durchzusetzen: www.heimatzukunft.de