Eine Woche vor Konstituierung des Landtagsausschusses für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft hat der Bauernbund Brandenburg an dessen Mitglieder appelliert, ortsansässige Landwirte gegen auswärtige Kapitalanleger zu stärken. Der Ausverkauf der brandenburgischen Landwirtschaft nehme dramatische Formen an, beklagt Bauernbund-Geschäftsführer Reinhard Jung und verweist auf eine kürzlich aktualisierte Studie seines Verbandes: "Mindestens 111.800 Hektar, also die Größenordnung eines ganzen Landkreises, befinden sich inzwischen im Besitz auswärtiger Kapitalanleger."
ODEGA, KTG-Agrar und Lindhorst Holding – so heißen die größten der insgesamt 21 Investoren, die nach Angaben des Bauernbundes im ganzen Land Agrarunternehmen betreiben. "Die Gewinne fließen aus dem strukturschwachen ländlichen Raum ab und schwächen ihn zusätzlich", beschreibt Jung die Wirkung. Deshalb fordert der Bauernbund, auswärtige Kapitalanleger beim Flächenkauf zu benachteiligen. Im vergangenen Jahr hatte eine vom Landtag eingesetzte Arbeitsgruppe diesem Ziel zwar allgemein zugestimmt, konkrete Vorschläge zur Änderung des Grundstücksverkehrsgesetzes aber nicht gemacht. Die kommen jetzt vom Bauernbund: Kaufverträge sollen nur noch genehmigt werden, wenn der Erwerber Landwirt ist und sich Betriebs- und Wohnsitz in nicht mehr als 30 Kilometern Entfernung zu den erworbenen Flächen befinden.
"Ortsansässige Landwirte investieren, konsumieren und engagieren sich zugunsten ihrer Region in weitaus größerem Umfang als auswärtige Kapitalanleger", begründet Jung: "Nicht, weil sie bessere Menschen wären, sondern aus ganz praktischen, eigennützigen Erwägungen heraus, die sich zwanglos aus ihrem Lebensmittelpunkt in der Region ergeben."